Innovative Holzprodukte aus schwer absetzbaren Rohholzsortimenten
Ausgangslage
Der Holzbedarf ist so gross wie noch nie, trotzdem gibt es für den Wald schwer absetzbare Rohholzprodukte wie Buche, Kiefer und Käferholz. Das Projekt untersucht Ideen, wie dieses Sortiment vor der energetischen Nutzung stofflich verwertet werden könnte. Bestehende und neue Ideen wurden analysiert und mit Experten («innovativen Persönlichkeiten») innerhalb der Branche diskutiert. Die Diskussionen haben gezeigt, dass Ideen zur Verstofflichung, wie z.B. die Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) oder Produkten für die Textil- oder Chemieindustrie, in der Region schwierig zu realisieren sind, da die Entwicklung dieser Ideen einen hohen Forschungs- und Finanzbedarf erfordert. Mit dem Fokus auf umsetzbare Ideen wurden somit vier Hauptideen identifiziert und untersucht: Holzvergasung, Pflanzenkohle, Grillkohle und blaues Brettschichtholz (aus Käfer- und Sturmholz) / blaues Fassadenholz / gefärbte Produkte. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Umsetzung einer Idee mit den jeweiligen Gegebenheiten und Voraussetzungen zu bewerten ist. So ist die Wirtschaftlichkeit der Projektideen dann gegeben, wenn z.B. Land- und Gebäuderessourcen günstig zur Verfügung stehen oder ausreichend betriebseigenes Holz vorhanden ist.
Zusammenfassung der Ergebnisse
1. Blaues Leimholz (aus Käfer-/Sturmholz)
Trotz seiner charakteristischen blauen Färbung durch einen Bläuepilz, ist dieses Sortiment dem weissen Holz ebenbürtig. Nach dem Zuschnitt und der Trocknung ist das Holz frei von Schädlingen und erfüllt die notwendigen Bauvorschriften. Die Integration in bestehende Produktionsprozesse für Brettschichtholz wurde erfolgreich getestet, wobei die Mehrkosten durch höhere Verkaufspreise ausgeglichen werden können. Das Ziel ist es, diese innovativen Anwendungen weiterzuentwickeln und ihre Nutzung zu fördern.
Vorteile
Nachteile
2. Grillkohle
Holzkohle, primär aus Buchenholz, wird in der Schweiz vorwiegend zum Grillieren verwendet. Buchenholz wird wegen der sauberen, gleichmässigen Glut und des angenehmen Raucharomas bevorzugt. Der durchschnittliche Schweizer Haushalt verbraucht jährlich rund 3,5 Kilogramm Holzkohle. Die meiste Holzkohle wird aus Polen, Deutschland und Bosnien-Herzegowina importiert, oft aus illegalem Holzschlag. Der WWF Schweiz weist auf Probleme wie die Verwendung von Tropenholz und falsche Deklarationen hin und empfiehlt umweltfreundlichere Grillalternativen.
Vorteile
Nachteile
3. Pflanzenkohle
Pflanzenkohle wird durch das Verfahren der Pyrolyse aus Biomasse hergestellt. Die Pflanzenkohle wird in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer und in der Industrie als Zusatzstoff verwendet. Sie trägt als Kohlenstoffsenke zur CO2-Reduzierung bei. Ihre Qualität und Sicherheit wird durch das European Biochar Certificate (EBC) garantiert. Trotz ihres Potenzials gibt es in der Schweiz Vorbehalte wegen möglicher Risiken für die Bodenqualität.
Vorteile
Nachteile
4. Holzvergasungsanlage
Holzvergasung ist ein Prozess, bei dem Holz als Rohstoff zur Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme genutzt wird. Dabei werden Hackschnitzel aus Waldhackgut, Restholz, aufbereitetem Strassenbegleitgrün oder sogar recycelten Obstkisten in wertvolle Energie umgewandelt. Trotz der Möglichkeiten gibt es Bedenken hinsichtlich der Effizienz und Machbarkeit solcher Anlagen, insbesondere aufgrund hoher Investitionskosten, der geringen elektrischen Wirkungsgrade und der schwierigen Vermarktung von Nebenprodukten.
Vorteile
Nachteile
Schlussfolgerung
Die Untersuchung hat gezeigt, dass diese Ideen zu einer besseren Nutzung von schwer absetzbarem Rohholz beitragen und wirtschaftliche Vorteile bieten können, sofern bestimmte Bedingungen wie Zugang zum Rohstoff, lokale Gegebenheiten und Marktnachfrage günstig sind. Brettschichtholz aus Käfer- oder Sturmholz bietet eine umweltfreundliche und ästhetisch ansprechende Option für nachhaltiges Bauen. Der höhere Sortieraufwand stellt einen Mehraufwand dar, der durch gezielte Marketingstrategien und die Betonung der Umweltvorteile der stofflichen Nutzung gegenüber der energetischen Nutzung überwunden werden kann.
Die lokale Herstellung von Grillkohle wird aus Umweltschutzgründen ausdrücklich empfohlen. Grillkohle aus heimischem Holz kann zur Reduktion von Transportemissionen beitragen und bietet eine nachhaltige Alternative zu importierter Grillkohle, die oft mit hohen Umweltbelastungen verbunden ist. Eine mögliche Lösung für die Bedenken hinsichtlich der Effizienz und Machbarkeit der Pflanzenkohleproduktion und Holzvergasung könnte darin bestehen, diese Prozesse als kombinierte Wertschöpfungskette zu betrachten. Durch optimierte Prozessketten könnten wirtschaftliche Vorteile realisiert werden.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Nutzung von schwer absetzbaren Rohholzsortimenten in den Regionen Emmental und Berner Oberland-Ost durch Verwertungsmöglichkeiten wie die Herstellung von blauem Leimholz aus Käfer- oder Sturmholz, blaues Fassadenholz oder gefärbte Produkte, Grillkohle- oder Pflanzenkohleproduktion sowie Holzvergasungsanlagen einen Mehrerlös gegenüber dem Verkauf als Energieholz generieren kann. Um die Umsetzbarkeit zu erhöhen und potenzielle Mehrerlöse zu maximieren, sind Anpassungen an lokale Gegebenheiten, staatliche Förderungen und die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren essenziell.
Es wird daher empfohlen, dass die Branche diese Ideen weiterverfolgt, um die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Wald- und Holzwirtschaft in den betroffenen Regionen langfristig zu fördern.
Projektvideo
Projektleitung: Berner Fachhochschule AHB, Biel; Stefan Lobsiger + Thomas Näher (www.ahb.bfh.ch)