Holzenergie-Tagung 2023: Hat der Berner Wald noch Energieholzpotential?

«Fake News» über die Holzenergie gehören heute fast schon zur Tagesordnung. Dies veranlasste die «Holzenergie Kanton Bern» an ihrer traditionellen Tagung vom 3. November 2023 das Thema näher zu beleuchten und ins rechte Licht zu rücken.

Die Grussworte des Tagungsortes überbrachte Gemeindepräsidentin Jolanda Brunner. Spiez ist nicht nur eine wunderschön gelegene Seegemeinde mit etwa 13`000 Einwohnern, sondern seit über 15 Jahren Energiestadt mit Label und Verpflichtung für eine kommunale, erneuerbare und sparsame Energiepolitik. Der Stand der Umsetzung der energierelevanten Bereiche liegt heute bei über 63 %, dazu trägt auch der biomassebetriebene Wärmeverbund bei.

Dr. Heinz Wanner vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern, stammend aus einer landwirtschaftlich geprägten Bernerfamilie, hat in seinem aufrüttelnden Referat zuerst die natürlichen und menschgemachten Faktoren vorgestellt, welche das Klima nachhaltig beeinflussen. Dabei hat er gezeigt, dass der menschgemachte Treibhauseffekt neustens zu Temperaturen und Sommerniederschlägen führt, welche auch aus der Sicht modernster Modellrechnungen durch die erstaunliche Höhe der Extremwerte überraschen. Deshalb hat er sich zum Schluss vehement für eine Dekarbonisierung (weg von den fossilen Energieträgern) des Klimasystems und vor allem auch für ein aktives Energiesparen ausgesprochen.

Roger Schmidt, Vorsteher Amt für Wald und Naturgefahren, Ulrich Nyffenegger, Vorsteher Amt für Umwelt und Energie, Thomas Lädrach, CEO OLWO-Gruppe und Andreas Keel, Geschäftsführer Holzenergie Schweiz bezogen sich in ihren Referaten einerseits auf die klimatischen Darstellungen des Vorreferenten, andererseits auf «was kann die Holzenergie zur Dekarbonisierung beitragen».

Gesamtschweizerisch wird seit Jahrzehnten nur rund die Hälfte des im Schweizer Wald nachwachsenden Holzes genutzt. Eine im Frühling 2023, von der Eidgenössischen Forschungsstelle Wald – Schnee – Landschaft (WSL) erarbeitete Studie zeigt, dass sich die heute im Kanton Bern genutzte Waldholz-Energiemenge fast verdoppeln liesse. Holz ist klar CO₂-neutral, solange wir das gesetzlich vorgeschriebene Nachhaltigkeitsgebot berücksichtigen und immer nur so viel Holz ernten, wie wieder nachwächst. Holz, sowohl als Baustoff, als auch als Energieträger leistet einen bedeutenden Teil zur Dekarbonisierung. Der Anteil des Holzes am schweizerischen Energiemarkt beträgt ca. 11 %, steigerbar im Zeitraum der nächsten 10 Jahre auf 15 %. Falsch ist die gängige Behauptung, wonach die aktuelle Holznutzung zu einer Verknappung des Angebots an Nutzholz für die Sägereien und die Holzindustrie führt. Energieholz aus dem Wald und der Holzindustrie stammt immer von qualitativ minderwertigen Sortimenten, welche sich nicht für höherwertige Verwendungszwecke eignen. Die Energiebranche hat ein grosses Interesse daran, dass das Holz, wenn immer möglich, zuerst mit einer höheren wirtschaftlichen Wertigkeit stofflich genutzt wird (Kaskadennutzung). Die Meinung, wonach für Pellets und Waldhackschnitzel «ganze Waldgebiete abgeholzt werden» ist schlichtweg falsch und kann fachlich belegt werden. Auch das Holzenergiepotential ist im Kanton Bern endlich. Es gilt abzuwägen, wo die Prioritäten zu setzen sind, wohl eher in mehrere, dezentrale Heizungen als in einzelne zentrale Grossanlagen. Um die Holzenergieziele zu erreichen, braucht es entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen bezüglich Bewilligung und Förderung, aber auch eine nachhaltige Umsetzung. Steigende Energieholzpreise verhelfen der Wald-, Forst- und Verarbeitungswirtschaft zu Bedingungen, dass die zunehmende Energieholznachfrage auch gedeckt werden kann. Die Holzenergie, wie auch die anderen erneuerbaren Energien sind zu kostbar, um gratis zu sein. Sind etwa die Fossilen gratis?

Grossrat Walter Schilt, Präsident von Holzenergie Kanton Bern, verdankt den Tagungsbesuch an fast 100 Teilnehmende, dankt den ReferentInnen und allen, die zum guten Gelingen des Anlasses beigetragen haben.

Die nächste Holzenergietagung findet am 1. November 2024 statt.

Referat:

 

Tagungsteilnehmer Innen