Status-Update: Der Puls der Berner Wald- und Holzwirtschaft

Bild 1: Infolge des nassen Frühlings ist die Holzernte etwas in Verzug geraten, für die Vitali-tät des Waldes war das Wetter hingegen eine Wohltat. Abdruck frei mit Bildnachweis: Alessandro Della Bella, Zürich/LIGNUM

Drei Mal jährlich treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der kantonalen Branchenverbände, Ämter und Bildungseinrichtungen unter dem Lead der Lignum Holzwirtschaft Bern online zum «StatusUpdate der Berner Wald- und Holzwirtschaft». Beim aktuellen Update gab es klare Signale: Trotz akutem Fachkräftemangel blickt die Branche zuversichtlich in die Zukunft und sie freut sich über die kürzlich erfolgten Grossratsentscheide bezüglich Neubau BFH-Campus Biel und der Strategie «Wald-Wild-Lebensraum».

Die Waldbesitzer blicken auf eine weitgehend zufriedenstellende Holzereisaison zurück. Die Marktverhältnisse sind gut, die Stürme im März verursachten nur geringen Schaden und die nasse Witterung im Frühling ist für die Vitalität der Bäume eine Wohltat und schränkte die Vermehrung der Borkenkäfer ein. Sorge bereiten den Waldbesitzenden hingegen die anhaltend steigenden Schalenwildbestände. Die dringend nötige Verjüngung der Wälder mit klimatauglichen Baumarten ist nur mit aufwändigen Wildschutzmassnahmen möglich. Man begrüsst es daher sehr, dass der Grosse Rat die Motion zur Erarbeitung einer Strategie «Wald-Wild-Lebensraum» angenommen hat. (1)

Allgegenwärtiger Personalmangel

Etwas weniger glücklich über das nasse Frühlingswetter sind die Forstunternehmer, konnte doch einiges an Holz nicht zeitgerecht aus dem Wald heraus transportiert werden. Sorgen bereitet ihnen aber vor allem der Personalmangel – ein Thema, das sich quer durch die Branche zieht. Bei den Sägern gibt es beispielswiese schweizweit nur rund 20 Jugendliche, die nach den Sommerferien mit der dreijährigen Ausbildung zum neuen Beruf «Holzindustriefachleute EFZ» starten. Laufend getätigte oder angekündigte Investitionen in Kapazitätssteigerungen zeigen, dass die Holzindustrie optimistisch in die Zukunft blickt, auch wenn der Preis- und Importdruck wieder zugenommen hat. Inflation und Zinspolitik im angrenzenden Ausland führen dort zu einer rückläufigen Bautätigkeit, was Überkapazitäten der Holzindustrie zur Folge hat. Daher sind die inländischen Preise unter Druck, die Auftragslage kurzfristig und die Fertigwarenlager voll.

Die Schreiner und Holzbauer hingegen bewerten ihre Auftragslage als sehr gut, bei gutem und stabilem Preisniveau. Bei den Schreinern hat der Bereich Möbel und Innenausbau etwas an Auftragsvolumen gegenüber den Bauschreinerarbeiten (Fenster) eingebüsst. Dies zeigt, dass der energetischen Sanierung von Gebäuden die grössere Priorität eingeräumt wird als beispielsweise einer neuen Küche. Bei den Holzbauern hat sich der Schwerpunkt ebenfalls Richtung Sanierung und Umbau verschoben. Trotz zufriedenstellenden Lehrlingszahlen

klagen auch Schreiner und Holzbauer über Fachkräftemangel in allen Arbeitnehmerkategorien, was zu Überlastungen in den Betrieben führt.

Neue Fachkräfte gewinnen

Das Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule (AHB) bildet jährlich zwischen 40 und 50 Bachelor of Science Holztechnik (Holzingenieurinnen und Holzingenieure) aus. Mit verstärkter Kommunikation soll versucht werden, die Studierendenzahlen zu erhöhen, denn auch hier ist der Bedarf gross, wie etwa der Bieler Unternehmenstag gezeigt hat: 80 Aussteller (und somit interessierte Firmen) buhlen um 40 Studierende. Die Holzbau-Ingenieurbüros, die momentan ebenfalls eine gute Auslastung bei hohem Auftragsvorrat verzeichnen, behelfen sich teilweise mit ausländischen oder branchenfremden Mitarbeitenden, was aber langwierige Einarbeitungsprozesse zur Folge hat. Auch Technikerinnen und Techniker, sowie Holzbauzeichnerinnen und Holzbauzeichner sind gesucht, aber ebenfalls nicht ausreichend verfügbar.

Beim Energieholz sind die Preise saisonbedingt europaweit wieder gesunken, eine saisonale Sättigung ist eingetreten und die Lager sind insbesondere bei Pellets voll. Ein Anstieg der Preise wird erst wieder auf den Herbst erwartet. Kritisch betrachtet wird in einzelnen Regionen die Verfügbarkeit von Hackschnitzeln ab Herbst. Allgemein stellt sich die Frage, wie das noch verfügbare Energieholz besser genutzt werden kann, resp. wie Waldbesitzende zum Holzschlagen animiert werden können. Über das Waldenergieholzpotenzial im Kanton Bern informiert eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Auftrag des Amtes für Wald und Naturgefahren Kt. Bern AWN, die Mitte Mai präsentiert worden ist (2). Weiter informiert das Amt über ihre Absicht, Massnahmen zur Steigerung der Akzeptanz zur Waldbewirtschaftung zu ergreifen und insbesondere bei Holzschlägen in urban geprägten Regionen vorab breiter zu informieren.

Holz weiter stark nachgefragt

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Branche trotz Fachkräftemangel optimistisch ist und nach den turbulenten letzten Jahren mit Corona und dem verrücktspielenden Weltmarkt wieder so etwas wie Normalisierung eingetreten ist. Erfreulich ist der Trend zum Bauen mit Schweizer Holz: Bauherrschaften scheinen sich auch hier vermehrt Gedanken über die Herkunft ihrer Werkstoffe zu machen und stellen ökologische und soziale Kriterien über den reinen Preis. Daher ist man auch sehr froh darüber, dass der Berner Grosse Rat in seiner letzten Session beim Neubau BFH-Campus Biel die Türen zum Einsatz von Schweizer Holz offengelassen hat, damit die Branche beweisen kann, dass das eben doch geht und die künftigen Holzfachleute dereinst in einem Gebäude aus Schweizer Holz ausgebildet werden.

Medienmitteilung 28.06.2023

Publikationsdatum

28.06.23 | Medien, News

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