Brünig Forum vom 24./25. März 2022

Holz als wirkungsvolle Massnahme gegen den Klimawandel

Jeweils rund 100 Leute besuchten am Donnerstag und Freitag das Brünig Forum HOLZ&WIRTSCHAFT auf dem Hasliberg. Der Key-Note Referent des CO2-Dinners am Donnerstagabend, Prof. Reto Knutti von der ETH Zürich, hat bereits zum Start aufgerüttelt mit seiner verheerenden Klimaprognose. Zum Glück vermochte die Wald- und Holzbranche Silberstreifen am Horizont aufzuzeigen. Waldbrände, Hitzerekorde, zu wenig und zu viel Wasser, das sind nur einige der Symptome des Patienten Erde. Prof. Reto Knutti informierte über die dramatischen menschengemachten Klimaentwicklungen und forderte die Politik auf, endlich auf Präservative zu setzte anstelle der ewigen Pflästerlipolitik. Nur so könne das Ziel des Bundesrates, Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050, erreicht werden. Knutti attestiert der Schweiz eine hervorragende Ausgangslage, um eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen. Und hier denkt er auch an unser Holz.

Holz als effektives Mittel zur CO2-Reduktion
Nach dem Schock zum Einstig der Übergang zur Lösung: Als einen wirkungsvollen Ansatz zur Emissionsreduktion präsentiert sich im Anschluss die Holzbranche. Pirmin Jung, Präsident der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz erklärte, warum Holz dreifach CO2-positiv ist: erstens als Sequestrierung im Wald, zweitens über Jahrzehnte eingespeichert in Holzprodukten und drittens als Substitution, wenn Holz anstelle fossiler Rohstoffe oder energieintensiver Materialien verwendet wird. Holz hat noch grosses Potential und muss bei den Klimadiskussionen eine entscheidende Rolle einnehmen. Der Einsatz von Beton sei für rund 14% vom weltweiten CO2-Austoss verantwortlich. Und gebaut wird in Zukunft sicher nicht weniger. Holz bietet eine nachhaltige Lösung und unsere Schweizer Holzfachleute verfügen über modernstes Knowhow. Pirmin Jung ist sich sicher, in Zukunft wird dieses Knowhow Exportgut sein, um andere Länder weiterzuentwickeln. Konkret wurde er mit dem Beispiel des «Haus des Holzes» in Sursee. Mit der Wahl von Holz als Baustoff beträgt der CO2-Fussabdruck am Ende nur gerade 18% von herkömmlichen Massivbauten in Stahl und Beton.

Die Politik muss jetzt Weichen stellen
In der abschliessenden Podiumsrunde wurde heiss diskutiert, warum die politischen Mühlen zu langsam mahlen, warum Bauten in Holz gerade von der öffentlichen Hand ein Kraftakt sind. Eine Publikumsstimme äusserte sogar, dass Netto-Null bis 2050 eine pure Illusion sei. Die Politik-Vertretenden waren zur Stellungnahme gefordert: Nationalrat Erich von Siebenthal, Stadtpräsidentin von Sursee Sabine Beck-Pflugshaupt sowie der Berner Grossrat und Holzbauer Peter Haudenschild. Alle wussten sie von guten Entwicklungen und Musterbeispielen zu berichten. Es gebe Schritte in die richtige Richtung. Und ja, die Demokratie habe unzählige Vorteile, aber rasches Vorwärtskommen zähle vielleicht nicht gerade dazu. Reto Knutti macht klar: technologisch und wirtschaftlich bezahlbar wäre Netto-Null bis 2050, damit das aber die Gesellschaft will und auch schafft, bedarf es der richtigen politischen Weichenstellung – und zwar jetzt.

Die Wald- und Holzbranche will ihre Hausaufgaben anpacken
Am Berner- und Zentralschweizer Holztag hat sich tags darauf gezeigt, dass nicht nur die Politik Hausaufgaben zu machen hat, um das Potential von Holz auszuschöpfen. Die Organisation und Bewirtschaftung der Wälder ist Sache der Eigentümer. Und hier fehlt es noch zu oft am Willen zur aktiven Bewirtschaftung. Ein Entwicklungsschritt hat Beat Zurbuchen, Geschäftsführer der Wald & Holz Beatenberg-Habkern AG aufgezeigt. In den Gemeinden Habkern und Beatenberg haben sich 16 Waldbesitzerorganisationen zusammengeschlossen. Die Anforderungen an den Wald steigen laufend. Die Funktionen Holzernte, Schutz vor Naturgefahren, Lebensraum und Artenschutz sowie Erholung und Freizeit gilt es zu jonglieren. Mehr Professionalität ist gefordert. Die Waldbesitzenden wollen das Ruder in der Hand behalten und ihre Anliegen vertreten wissen. Gemeinsam fit für die Zukunft, trotz der Kleinstrukturen. Das ist das Ziel der neugegründeten Organisation Wald & Holz Beatenberg-Habkern AG. Auf diesen mutigen Schritt der lokalen Waldbesitzenden ist Beat Zurbuchen sichtlich stolz.

Auch stolz zeigt sich Edgar Kälin in seiner Präsentation über die Fruttli-Brücke. Dank regionalen Kooperationen ist mit diesem Bau eine innovative Lösung entstanden. Denn Holzbrücken bedurften grundsätzlich einer Überdachung. Dass dank einer ultrahochfester zusammengesetzter Faserverbund-Baustoff-Lösung, dem sogenannten UHFB, die Fahrbahn direkt als Dach der Holz-Konstruktion fungiert, ist nicht Zukunftsmusik, sondern Realität.
Die aktuell grössten Hausaufgaben darf die Holzbranche aber dank dem neu in Kraft gesetzten Beschaffungsrecht anpacken. Das hat das Podium mit den Holzbauprofis Pirmin Jung, Lukas Rüegsegger und Pius Renggli vom Freitag verdeutlicht. Ab sofort ist bei der Vergabe der öffentlichen Hand die Nachhaltigkeit ein zentrales Kriterium. Eine Verlagerung weg vom Preis hin zur Qualität hat stattgefunden – jedenfalls hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Nun muss diese Entwicklung auch noch in den Verwaltungsprozessen und Köpfen der Entscheidungsträger stattfinden und von der Holzbranche entsprechend in den Kriterien aufgenommen werden.

Die Lignum-Organisationen als Erstanlaufstelle für Bauherren
Dieser Prozess soll durch die Arbeiten der Lignum Holzwirtschaft Schweiz und deren regionalen Arbeitsgemeinschaften, wie der Lignum Holzwirtschaft Bern und Zentralschweiz, beschleunigt werden. Ein Hilfsmittel wurde pünktlich auf das Brünig Forum veröffentlicht: Die Broschüre «Zeit für Holz – wie erreicht die Schweiz ihre Klimaziele im Bauwesen» hält kompakt Informationen bereit. Gerne helfen diese Organisationen auch Bauherren weiter, die Bauten in Holz planen und Unterstützung von Fachleuten suchen. Der Anlass fand seinen Abschluss nach einer Verschieben nach Sarnen mit der Besichtigung vom Neubau der Obwaldner Kantonalbank und einem gemeinsamen Mittagessen.

Als Fazit lässt sich also sagen, dass Netto-Null bis 2050 ein hochgestecktes Ziel ist. Die Wald- und Holzbranche vermag einen relevanten Beitrag zu leisten, wenn die Politik, die Gesellschaft und die Branche gemeinsam an Lösungen arbeiten. Dann sprechen wir nämlich nicht mehr von Pflästerlipolitik, sondern von wirkungsvollen nachhaltigen Lösungen im Sinne eines Präservativs zur Reduktion unserer Emissionen.

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