Treffpunkt: Holz und Landwirtschaft an der Agrimesse 2022

Die Land- und Holzwirtschaft tangieren sich in vielen Bereichen. So ist rund ein Drittel des Berner Waldes in landwirtschaftlichem Besitz; Massnahmen zur Förderung von Schweizer Holz sind also durchaus auch im Interesse der landwirtschaftlichen Waldbesitzer (Stichwort: Rundholzpreis). Verkaufsargumente für Produkte der heimischen Landwirtschaft gelten genau so für Schweizer Holz: streng kontrollierte Produktion, regionale Arbeitsplätze, kurze Transportwege. Und landwirtschaftliche Bauten sind nicht selten aus Holz.

Zur Diskussion dieser gemeinsamen Themen fand an der diesjährigen Agrimesse in Thun zum zweiten Mal der «Treffpunkt: Holz und Landwirtschaft» statt. Ziel dieser Veranstaltung ist, die gemeinsamen Themen zu erörtern und landwirtschaftliche Bauherren fürs Schweizer Holz zu sensibilisieren.

In der Eröffnungsrede ging Grossrat und Bauernverbandspräsident Hans Jörg Rüegsegger auf die wichtigen Funktionen des Waldes ein, insbesondere die Sauerstoffproduktion und Wasserspeicherung, sowie die Rolle des Waldes hinsichtlich des Klimaschutzes. Die Landwirtschaft sei von klimatischen Veränderungen direkt betroffen und er plädiere dafür, die Probleme hier zu lösen und sie nicht zu exportieren, so Rüegsegger. Aktive Waldbewirtschaftung und Bauen mit regionalem Holz würden entsprechende Beiträge leisten.

Dass die Herausforderungen insbesondere bei der Waldbewirtschaftung immer grösser werden, zeigten Beat Zaugg (Emmentaler Wald&Holz GmbH) und Madeleine Ammann (Waldorganisation Kiesen- & Aaretal WOKA AG) auf. Mit ihren beiden Waldunternehmen unterstützen sie auch landwirtschaftliche Waldbesitzer mit ihrer breiten Dienstleistungspalette. Die Voraussetzungen in der Holzvermarktung haben sich geändert: die Abnehmer kaufen heute nicht mehr ganze Holzschläge, da sie sich spezialisiert haben und nur noch passende Rohholzsortimente einkaufen. Ebenso steigen die Ansprüche an die Waldbewirtschaftung und die Aus- und Weiterbildung.

Zum Schluss zeigte Nathanael Perreten von der Bach & Perreten Holzbau AG (Gstaad) anhand eines eindrücklichen Beispiels, wie eine landwirtschaftliche Bauherrin ihr eigenes Holz in Wert setzen und beim Neubau ihrer Scheune verwenden konnte. Dass sie ihre Scheune mit eigenem Holz bauen wolle, sei der Bauherrin Cornelia Herrmann aus Lauenen von Anfang an klar gewesen, die sich für den Anlass leider entschuldigen musste. Der organisatorische Aufwand hierfür sei aber entsprechend hoch und mache nicht für alle Produkte Sinn, erklärte Perreten. Als kleine Würdigung für dieses Engagement übergab Thomas Lüthi, Geschäftsleitungs-Mitglied von Lignum Holzwirtschaft Bern, die Auszeichnung «Label Schweizer Holz» für die vorgestellte Scheune. Die 173,3 Kubikmeter des verbauten Holzes, die zu 100% aus dem Schweizer Wald stammen und in der Schweiz verarbeitet worden sind, wachsen im Schweizer Wald in unglaublichen 8.5 Minuten wieder nach. Zudem sind in diesem Holz 127 Tonnen des Treibhausgases CO2 gespeichert und für Jahrzehnte der Atmosphäre entzogen worden. Das ist ungefähr so viel, wie 25 in der Schweiz lebende Personen in einem Jahr produzieren – und somit kein geringer Beitrag zum Klimaschutz.

Die Organisationen der Referierenden:
Berner Bauern Verband
Emmentaler Wald & Holz GmbH
Waldorganisation Kiesen- & Aaretal WOKA AG
Bach & Perreten Holzbau AG

Merkblatt Bauen mit eigenem Holz